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Alfred Edmund Brehm, der Autor von Brehms Tierleben

  • Die Natur
  • Kulturelles Erbe
  • Nomadische Kultur

Dichterische Reiseberichte vom deutschen Naturforscher und Reisender Alfred Brehm über die Steppe und Einwohner Kasachstans zählen zu den besten Kunstwerken aus diesem Genre

Wir haben schon einmal erwähnt, dass der bedeutende deutsche Naturwissenschaftler, Alexander von Humboldt, Kasachstan besucht hat. Das war im Jahre 1829.Im Frühjahr 1876 hat der andere weltbekannte Deutsche, Herr Alfred Edmund Brehm, der Naturforscher und Verfasser des zoologischen Bestsellers Brehms Tierleben, die kasachische Steppe besucht.

Wandlungen in der Steppe

Für nahezu ein halbes Jahrhundert hat dieser Teil Mittelasiens einen Wandel von ausschlaggebender Bedeutung erlebt. Das Gelände gehörte nun zum Russischen Kaiserreich. Die Reisen durch das Land verwandelten sich von einem prägenden Extremabenteuer in eine banale Fahrt der Postkurse entlang von einer Poststation zur nächsten mit Schänken und Gasthäusern sowie Pferde- bzw. Kamelwechsel. Dieser Ort verlor jedoch seinen exotischen Reiz des Unerforschten für europäischen Wissenschaftlern und Reisenden nicht. Daher lohnte sich der Kosten- und Kraftaufwand. Starke körperliche Beanspruchung sowie der finanzielle Aspekt waren ja nicht zu vernachlässigen. Trotz der entwickelnden Infrastruktur veränderte sich die räumliche Dimension in der Steppe kaum. Dabei herrschten dieselben klimatischen Bedingungen, einschließlich herausfordernder kontinentaler Rauigkeit und ordentlicher Unvorhersehbarkeit.

Die Reisen nach Sibirien und Kasachstan haben die Deutschen Expeditionen genannt. So großzügig angelegt waren sie aber auch. Von der Natur dieser Unternehmung aus können wir diese Forschungsreisen aber eher als wissenschaftlicher Tourismus bezeichnen.

Begleiter und Reisegenossen

Alfred Edmund Brehm (1829 – 1884) war nicht der wichtigste oder der einzige Teilnehmer an dieser Expedition im Auftrag der Bremer Geographischen Gesellschaft, die unter dem Patronat von Grafen Karl von Waldburg-Zeil unternommen wurde. Seine Teilnahme war aber besonders bedeutsam. Der gelehrte Graf hatte die Forst- und Landwirtschaft an Akademien sowie an der Universität Leipzig studiert, so interessierte er sich mehr für seine Pflanzensammlungen als für die Gruppenleitung.

Die Expedition wurde offiziell unter Leitung von Herrn Otto Finsch (1839 – 1917) durchgeführt. Er war ein anderer berühmter deutscher Zoologe, der sich mit seiner mehrjährigen Forschung zu Papageienvögeln der Pazifikinseln einen besonderen Ruhm erwarb. Die Forschungsreise nach Kasachstan wurde vom russischen Kaufmann und Mäzen, Herrn Alexander Sibirjakow, finanziert. Er stellte 20.000 DM zur Verfügung.

Die Reise wurde auch in Begleitung von Herrn Vladimir Poltoratski, dem würdigen Naturwissenschaftler und Forscher Mittelasiens sowie damaligem Gouverneur der Oblast Semipalatinsk (heute: Semei), unternommen. Mit besonderem Augenmerk auf eigenes Forschungsgebiet begleitete er die deutschen Gelehrten zusammen mit seiner Ehefrau, Lubow Poltoratski, deren Werke im Bereich Erdkunde und Heimatforschung in wissenschaftlichen Kreisen gut aufgenommen wurden.

Reiseroute.Inmitten der Steppe

In Kasachstan betraf die Forschungsreise zwei damalige Gebiete: Oblast Semipalatinsk und Oblast Semiretschensk. Das war die Entdeckung von Altai, Saissansee, Tarbagataigebirge, Alakölsee und Dsungarischer Alatau. Alfred Brehm reiste nur bis Region Lepsinsk (heute: Lepsi).

Der größte Anteil der Strecke machte die Steppenweite aus. Näher betrachtet erwies sich die Steppe kaum so monoton, wie man daran in Deutschland damals glaubte. Im Vergleich zu früher gesehenen Abbildungen der Steppe und deutschen Landschaften schrieb Brehm in seinem Bericht:

Zugutegehalten, besitzt die Steppe einen relativ attraktiven und sogar majestätischen Landschaftscharakter. Die norddeutsche Ebene ist fader und eintöniger als die Steppe ... Die Steppenflora ist sehr artenreich, viel reicher als allgemein angenommen und als ich dachte, bis ich es real sah.

Die deutschen Wissenschaftler hatten Glück gehabt. Im Frühjahr sieht die Steppe wirklich atemberaubend aus. Die Reisegäste hatten einzigartige Möglichkeit, diese Jahreszeit zu erleben:

In tropischen Ländern mag die Macht des Frühlings überragender sein, aber nirgendwo wird so eine bezaubernde Wirkung ausgeübt, wie in der Steppe... Das Frühjahr ist eine wahre Wertigkeit, viel bedeutsamer als Sommer, Herbst oder Winter... Neben den örtlichen Pflanzen werden auch die Tiere in der Steppe erwacht... Die wenigen landestypischen Tierarten erscheinen überall und in großer Menge, sodass es wirklich auffällig ist.

Diese Epoche in der Geschichte Kasachstans war auch eine Reise wert. Am Ende des 19. Jahrhunderts kamen mehrere Tierarten in Kasachstan natürlich vor. Diese ausgezeichnete Beobachtung machte der Tiervater Brehm:

Als wir am dritten Juni 1876 in der öden Steppe zwischen Saissansee und Altaigebirge reisten, fingen wir am Morgen mindestens fünfzehn Kulane.

Während der kurzen Zeit konnte eine riesige Sammlung der Säugetiere, Amphibien (150 Exemplare) und Fische (400 Exemplare) im Rahmen der Expedition angelegt werden. Am reichhaltigsten war aber die Vogelsammlung. Nach Deutschland wurden 560 Bälge gebracht. Außerdem standen den Forschern tausende Insekten, zahlreiche Mineralien und Gesteine, vielerlei getrocknete Pflanzen sowie die Alltagsgegenstände des kasachischen Volkes zur Verfügung. Dies wurde zum Bestand unterschiedlicher Ausstellungen in Deutschland. Heute können Sie einige dabei erhaltene Typenexemplare in verschiedenen Museen in Europa bewundern. Leider gibt es keine bestimmten Daten.

Alfred Brehm über Kasachen: Äußerst günstigen Eindruck bei einem unbefangenen Beurteiler

Der deutsche Zoologe Alfred Brehm lenkte den Fokus seiner Naturforschung, fasziniert (und bezaubert) durch die Freiheit des Lebens in der Steppe, auch auf die Menschen. Seine Berichte sind anscheinend von keiner großen wissenschaftlichen Bedeutung, jedoch voll von gefühlsbetonten Beschreibungen des Alltags von Kasachen in der Oblast Semipalatinsk und Semiretschensk.

So schilderte Alfred Brehm die eigentümliche Lebensweise von Kasachen, die man früher – irrtümlich – Kirgisen nannte:

Kirgisen sind ein wahres Reitervolk. Ohne Pferde kann man sie nicht vorstellen. Sie wachsen in der Gesellschaft von Fohlen auf und leben bis zu ihrem Tod untrennbar mit ihren Pferden verbunden.

In kirgisischen Jägern vereinen sich Mut und Ausdauer. Sie weisen bemerkenswerte Fertigkeiten, nicht nur im Reiten, sondern auch in kunstvoller Aufsuchung und Wildfang auf.

Für einen Kirgisen hat die geistige Arbeit einen höheren Wert als körperliche Vervollkommnung. Sein agiler und intelligenter Geist benötigt ständiges Handeln. Er mag nicht nur leichte, sondern auch geistreiche Unterhaltung jeder Art...

Mir ist auch leicht verständlich, warum Sänger und Geschichtenerzähler von diesen Menschen besonders hoch angesehen sind. In dieser Hinsicht unterscheiden sie sich nicht, ob reich oder arm, edel oder von niedriger Geburt, gebildet oder ungebildet. Ihre melodiöse, wenn auch hart klingende Sprache ist... außerordentlich ausdrucksstark.

Das äußere, würdige und selbstbewusste Erscheinungsbild eines Kirgisen ist durch klare Wahrnehmung seiner Kraft und Habilität, Kunstfertigkeit im Reiten und der Jagd, dichterischer Begabung und allgemeiner geistiger Beweglichkeit sowie durch das Gefühl der Unabhängigkeit und Freiheit, das die weite Steppe hervorruft, geprägt. Deswegen bringt es einen äußerst günstigen Eindruck bei einem unbefangenen Beurteiler, insbesondere wenn man diese Menschen besser kennen lernt. Ich habe das selbst erlebt. Davon sprechen auch die Russen, die eine mehrjährige Beziehung zu Kirgisen haben.

Kasachen über Alfred Brehm: Riesennase!

Oft gibt es keine Möglichkeit, zu erfahren, was die Menschen aus Reiseberichten von jeweiligem Verfasser dachten. Wie sehen die Forschungsreisenden für Einheimischen aus? In unserem Fall hat diese Frage der berühmte kasachische Forscher Vladimir Proskurin, der nun in Deutschland lebt, behandelt.

In Erinnerungen ist der deutsche Forscher den Einheimischen als Ulken-Nemes (Großer Deutsche) sowie Zor-Muryn (Riesennase) geblieben. Alfred Brehm beschäftigte sich viel mit Übersetzungen von Steppenrhapsodien, wie er die regionale Musik nannte, und las Goethes Faust den Bauern im Aul, so er.

Die markante Nase des Gelehrten wurde nicht nur von Landwirten, sondern auch vom damaligen Heimatforscher aus Omsk, Ivan Slowtsow, akzentuiert.

Kräftiger Deutsche, etwa siebenundvierzig, mit den straff zurückgekämmten, rund geschnittenen Haaren wie bei einem jungen Diakon und einer großen, recht unglaublichen Nase, lebhaft und energisch, scherzt und erzählt viel...

Kaum zu glauben, dass seine Nase wirklich so auffällig war!

Schlusswort. Geistige Umwandlung

Dichterische Reiseberichte vom deutschen Naturforscher und Reisender Alfred Brehm über die Steppe und Einwohner Kasachstans zählen zu den besten Kunstwerken aus diesem Genre. Merkenswert ist es, dass diese begeisterten und romantischen Berichte vom Naturforscher aus der alten Zeit verfasst wurde. Damals handelte es nicht so viel um Humanismus, politische Korrektheit oder Komplementarität. In seiner ersten Forschungsreise nach Sudan konterte der junge Gelehrte seine Gespräche mit Afrikanern öfter mit seiner Nilpferdpeitsche als mit Argumenten.

Es ist wirklich schön, dass diese Zeit vorbei ist. Die langen Reisen sind genau deswegen wichtig, weil unsere Persönlichkeit immer wieder aktualisiert und verändert wird, wenn wir mit großem Gepäck neuen Wissens und geistig umwandelt heimkehren. Das nennt man Erlebnis. Alles andere ist nur die Frage vom Kosten-, Kraft- oder Zeitaufwand.