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Museum für Musikinstrumente in Almaty

  • Kulturelles Erbe
  • Nomadische Kultur
  • Städte

Ähnliche Sammlungen sind auch kaum in Europa zu finden, obwohl die Leidenschaft zur Musik dort seit langem als Ausprägung der menschlichen Kultur und Merkmal der kulturellen Feinfühligkeit betrachtet wird.

Das Museum für kasachische Volksmusikinstrumente in Almaty ist beinahe einzigartig auf der Welt. Ähnliche Sammlungen sind auch kaum in Europa zu finden, obwohl die Leidenschaft zur Musik dort seit langem als Ausprägung der menschlichen Kultur und Merkmal der kulturellen Feinfühligkeit betrachtet wird. Was kann man aber die Musikbegabung und hohe Beeinflussbarkeit durch Musik nennen? Neben den eleganten Europäern mit ihrer Konzertmusik und übersichtlich aufbereiteten Partituren existierten gleichzeitig die naturgebundene Tradition von asiatischen Nomaden, die hunderte Kilometer aus der Begeisterung für den Sängerwettstreit von Akynen, den beliebten Volksdichtern, zurücklegen konnten.

Form und Inhalt

Das Museum befindet sich im historischen Zentrum von Almaty im Gebäude für frühere Offiziersversammlungen. Dieses Bauwerk wurde von Andrei Zenkov, dem bekanntesten kasachischen Architekten, noch zu jener Zeit, als die Stadt die Bezeichnung Werny trug, errichtet. Zu anderen seinen Werken gehört auch die orthodoxe Kathedrale, die zum Symbol der Stadt wurde. Allerdings scheint diese märchenhafte hölzerne Residenz schon ursprünglich für eine behutsame Aufbewahrung des musikalischen Erbgutes konzipiert zu werden. Es gibt wohl nichts Harmonischeres und Einheitlicheres als dieses Schnitzwerk und sein Bestand. So was kann man sicher eine wahre Spieldose nennen!

Das Museum zeigt eine sorgfältige Sammlung von Klangobjekten, womit die Bevölkerung der Großen Steppe ihr permanentes Durstgefühl gegenüber der Musik zu lindern versuchte. Das ist alles, was mal einen Ton von sich geben kann. Dabei ist es auch davon auszugehen, dass nur wenige Gegenstände im nomadischen Alltag zur Verfügung standen. Das konnten z. B. die Pferdehufe sein. So zu sagen: originelle riesige Kastagnetten. Die Sprungbeine der Schafe (Asyks), die auch beim bekannten Spiel Schagai benutzt wurden, wurden als Stimmwirbel für Gusli, die Zither aus der Steppe, eingesetzt. Die Saiten wurden aus Bändern der Kamele, dem Rosshaar oder Ziegendärmen gefertigt.

Das Material der kasachischen Musikinstrumente steht so in direkter Verbindung mit der umgebenden Natur. Die damaligen Instrumentenbauer sollten den Musikern in ihrem Ruf nicht nachstehen. In der Steppe gab es also eigene Stradivari und Guarneri. In Europa sind sie natürlich nicht berühmt. Der Rahmen der Signifikanz und Eigenständigkeit der europäischen Musik lässt sich aber etwas auseinander schieben.

Konkurrenz zu Khanen und Sultanen

Die Musiker selbst wurden sage und schreibe den Khanen und Sultanen in der Hierarchie gleichgestellt. Heute ist es fragwürdig, wem die freigeistigen Steppennomaden mehr gehorchten, ob die rigorosen Befehle der Herrscher gegenüber Stimmen von Sängern mehr Rolle spielten. Auf jedem Fall werden die Gräber von berühmten Dichtern und Musikern öfter von den Nachfahren als Mazars bzw. Mausoleen der früheren Machthaber besucht. So spricht ihr Nachruhm von sich selbst!

Die Töne, die die geschickten Finger und feinfühlige Genies der Künstler ausströmten, ließen schon den Tod niederkämpfen, die irdischen Machthaber ganz zu vergessen. Laut der Legende hatte Orpheus aus Steppen, Korkut-Ata, durch sein gewaltiges Kobys-Spiel die Zeit still stehen und das Schicksal verzaubern lassen. Solange er spielte, herrschte der Tod über ihn nicht. Als er aber auch unvermeidlich starb, lebte Korkut-Ata weiter. Er wurde zum himmlischen Patron der Musiker, Sänger und Schamanen. Sein Kobys wurde auch zu einer besonderen Göttlichkeit verwandelt. Dieses Musikinstrument besitzt die größten Klangeigenschaften und ist einem archaischen Violoncello ohne Decke ähnlich.

Zu Recht ist die Gedenkhalle von Museumsgästen besonders beliebt. Hier werden die originalen Musikinstrumente von größten Künstlern wie Birzhan-sal, Schambyl, Yhylas, Dina Nurpeisova oder Achmet Schubanow ausgestellt. Zu den Highlights dieser Sammlung zählt auch die dreisaitige Dombra vom berühmten Abai Qunanbajuly.

Eigener Mozart? Ohne Frage!

Die großen kasachischen Volksdichter – sogenannte Kyuyschy, Akyne und Jyraou – haben relativ denselben Ruhm und Verehrung in Kasachstan genossen, wie die berühmten europäischen Komponisten und Musiker. Die heutigen Musikfreunde aus Kasachstan wurden so zu sagen im Kontext der musikalischen Zweisprachlichkeit erzogen. Gekannt und geschätzt wird nicht nur die Weltmusik, sondern auch die traditionelle, ureigene Volksmusik. Das Genie von Mozart hat hier ja seinen Doppelgänger.

Brauchen Sie Bespiele? Erwähnenswert ist z. B. Dina Nurpeisova. Ihre Dombra gehört zum Raritätenbestand dieses Museums.

Es ist bekannt, dass das musikalische Genie von Mozart in seiner Kindheit erweckt wurde. Im Alter von drei Jahren spielte er das Cembalo und gegen 4. Lebensjahr sollten seine ersten Improvisierungen entstanden. Als er nur sieben Jahre alt war, wurden seine Sonaten als Sonderausgabe in Paris veröffentlicht. Freilich bleibt ein Genie auch in Asien das Genie, wenn es auch statt zierlichen Salzburgern finstere Nomaden, statt Cembalo eine Dombra und statt Sonaten die Kyuys gibt. Und der Name der Komponistin klingt anders.

Man erzählt, dass Dina an die Dombra angegriffen habe, sobald sie etwas tragen könne. Im Alter von vier Jahren spielte sie dieses nomadische Musikinstrument und konnte der gehörten Melodie nachahmen. Mit neun präsentierte sie ihre Musik als Virtuosin dem erfahrenen Publikum. Im Lebenslauf von Mozart spielte sein Vater Leopold die entscheidende Rolle. Dina hatte auch ihrem Vater Kenzhe auch viel zu danken. So wie sich die größten Maitres der europäischen Musik um den jungen Mozart kümmerten, war Herr Kurmangasy der Lehrer von junger Dina. Er war genau so begabt wie Beethoven!

Erstaunliche Fakten

Die Wanderer und Forscher, die im 18. und 19. Jahrhundert die Große Steppe besuchten und erkundeten, waren sich im Aspekt des musikalischen Verständnisses von Kasachen besonders einig. Ohne Philharmonien und Konzerthallen waren die Einheimischen die exzellenten Musikkenner und liedbegeisterte Zuhörerschaft.

Am Anfang des 19. Jahrhundert schrieb der russische Diplomat Philipp Nasarow Folgendes in einem seiner ersten Beobachtungsberichte über die Lebensweise von Kasachen:

Abends (...) spielten einige von ihnen Dombra neben ihren Jurten... und die jungen Frauen, die reihenweise nebeneinander an den Gittern in den Jurten saßen, begleiteten diese Musik mit ihren Stimmen, indem sie den Wandfilz etwas gehoben hielten.

Der andere Wanderer über die alte Steppe, Orientalist Petr Paschino, erzählte über die Berufsmusiker in der kasachischen Gesellschaft, "die ein besonderer Typ von Sängern darstellen, ihr Leben lang vom Aul zum Aul wandern und nur mit dem Gesang beschäftigt sind."

Seine Beobachtungen wurden durch einen anderen Autoren aus dem 19. Jahrhundert, Herrn Adolf Januszkiewicz, bestätigt, der die Aufführung eines solchen Sängers miterlebt hatte:

"Es fiel ihm unglaublich leicht, mit Stärke und Hingabe in seiner Stimme meisterhaft lange Stunden hinweg zu singen... Er ließ sich in seine Improvisierung versunken, als ob er wohl eine Ekstase erlebe, und begeisterte das Publikum mit seinem Lied."

Ein großer Foliant könnte aus ähnlichen Belegen des musikalischen Sinnes unseres Steppenvolkes zusammengesetzt werden. Die Kasachen haben nicht zufällig auch heute das Weltniveau in der Musik erreicht und viele internationale Musikwettbewerbe gewonnen. Kein Zufall ist es auch, dass dieses einzigartige Museum im historischen Zentrum von Almaty gegründet wurde.