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Nomadischer Goldschatz:7 Werte von Kasachen

  • Nomadische Kultur
  • Kulturelles Erbe

Im Konzept der nationalen kasachischen Weltanschauung ist der Inbegriff жеті қазына, also die sieben Werte, von einer besonderen Bedeutung

Man kann die Zeichen und Symbole ignorieren. Man kann sogar nicht einmal von ihrer mächtigen Wirkung auf das menschliche Schicksal kennen. Unser Wissen oder Unwissen beeinträchtigt ihre magischen Eigenschaften jedoch nicht. Zu jeder Zeit faszinierte die Zahl Sieben viele Völker als Symbol des Glücks, der Vollständigkeit, Energie und höherer Spiritualität. Damit hängt vieles zusammen, was Religion und Glaubensvorstellungen von Menschen, Kunst und Wissenschaft, Sprache und Kultur betrifft.

Wir werden ständig auf diese Primzahl Sieben in unserem Alltag gestoßen. Wer kennt sie nicht, 7 Weltwunder, 7 Musiknoten, 7 Farben des Regenbogens, 7 Wochentage etc.

In kasachischer Sprache und im Volksmund finden Sie auch viele Begriffe und Redewendungen, die mit der Zahl Sieben verbunden sind (жеті ырыс, жеті жарғы, жеті ғалам, жеті ата).

Im Konzept der nationalen kasachischen Weltanschauung ist der Inbegriff жеті қазына, also die sieben Werte, jedoch von einer besonderen Bedeutung. Dabei wird der Wert auf die sieben essentiellen Komponenten der richtigen Lebensweise gelegt. Das sind die Männlichkeit des Dschigiten, des kasachischen Reiterkriegers, die hübsche und kluge Ehegattin, ein schnellbeiniges Pferd, Steinadler-Imprint für die Beizjagdausübung, treuer Tazi-Hund, zuverlässige Munition und allseitige Kenntnisse. Wer diese Schätze findet, lebt ein volles und glückliches Leben.

Familie

Als erster Goldschatz wurde die Männlichkeit des Dschigiten (ер жігіт) bezeichnet. Bei nomadisierenden kasachischen Völkern besaß der Mann einen wichtigeren Platz der familiären Hierarchie. Er war der Ernährer, der Gewinner, der Beschützer. Der Volksmund spricht von einer Frau bzw. Ehegattin: Kluge Frau bringt auf Dauer Wohlstand. Die Aufgabe einer Lebensgefährtin lag nicht nur darin, sich um heimischen Herd zu kümmern, sondern auch die Ausbeute ihres Ehemannes so zu behandeln, um sie nicht auszunutzen. Heute ist dick, morgen ist leer, konnte man nie von einer kasachischen Frau sagen. Darüber hinaus musste die Ehefrau die Kinder so erziehen, damit sie ihres Vaters würdig sind. Das klassische Familienoberhaupt hatte keine Zeit für die Kindererziehung. Er war immer beschäftigt oder auf einer Kampagne oder auf der Jagd. Die Mutter wies ihre Kinder an, den Vater zu respektieren und von ihm, von seinem Vorbild zu lernen. Deswegen war die richtige Lebensgefährtin ein Goldschatz und musste auch eine intelligente Frau sein (ақыләйел). Das nannte man Glück.

Außerdem sagen auch heute die alten Menschen, dass man die Vorfahren bis in die siebte Generation zurück kennen muss. Hier kommt wieder die Sieben! Die Kasachen geben dieses ungeschriebene Gesetz (жеті ата) auch heute von Generation zu Generation weiter. Traditionell war konsanguine Ehe, also Verwandtenehe, bei Kasachen verboten. Um gesunde Nachfahren zu haben und Erbkrankheiten zu vermeiden, durfte man die Verwandten in sieben Generationen nicht heiraten. Heute gibt es wissenschaftliche Belege für ein erhöhtes Risiko von psychischen und anderen Erkrankungen bei Kindern aus solchen Ehen. Unsere Vorfahren haben sich damit aber intuitiv verhalten!

Drei Freunde eines Dschigiten

Drei weitere Werte für einen echten Nomaden stellen die drei treuen Freunde eines Dschigiten dar:schnellbeiniges Pferd, Tazi-Hund und Beizvogel. Was konnte ein Mann mit bloßen Händen bekommen? Ein Raubtier von der Natur aus, wie z. B. ein Steinadler, kann Hasen, Füchse und sogar Wölfe fangen!

Im Weiteren glaubten die Kasachen, dass ein Steinadler im Haus vor Böse schützt. Daher wurden die Flügel, Federn und Greifer dieses Vogels am Ehrenplatz oder über der Wiege angehängt. Man hat geglaubt, dass der heilige Vogel vor dem bösen Blick und Schäden schützt wie als Talisman fungiert.

Auf einer Jagd leistete der Tazi-Hund auch einen ehrenwürdigen Beistand. Der Volksmund sagt, dass der Wohlstand, Reichtum und Glück mit einem kleinen Tazi ins Haus gebracht werden. Um den Welpen kümmerte man von Anfang an. Nach dem erfolgreichen Trainieren durfte man mit dem Hund auf die Jagd. Erster Fang wurde immer gefeiert. Der Tazi, der Beizvogel und das Pferd gehörten zu jeder Versammlung oder Feierlichkeit. Sie waren der Stolz des Mannes.

Der kasachische Volksmund spricht von einem Pferd als der wichtigsten Begleitung eines Helden. Man sagt: Er ist kein Dschigit, wenn er noch nie im Sattel gesessen hat.

Wussten Sie, dass die ersten Pferde in Mittelasien und nämlich in Kasachstan am wahrscheinlichsten domestiziert wurden? Heute spielen die Pferde keine so große Rolle im menschlichen Leben, wie es zur Zeit der Nomaden war. In Kasachstan ist die Pferdezucht aber immer noch heute sehr weit verbreiten. Die Steppenpferde gehören zum Kulturerbe unseres modernen Landes. Eine der populärsten Pferderassen ist das typische Kazakh-Pferd.

Das sind leistungsfähige Nutztiere, die als Reit- und Lastpferde eingesetzt werden sowie zur Fleisch- und Milchproduktion gehalten werden. Das maßgebende Merkmal der Pferde aus der Kazakh-Gruppe ist ihre Ausdauer, die für das Leben in der Steppe essentiell ist, wenn die Hitze im Sommer und die frostige Kälte im Winter herrscht. Dadurch sind sie auch für sportliche Wettbewerbe gut geeignet, wo die Ausdauer wichtiger als Geschwindigkeit ist.

Schließlich zählen zu den sieben Werten diezuverlässige Munition(Säbel, Bogen und Pfeil sowie scharfe Klinge қамшы-пышақ, die die Nomaden in den Griff einer Peitsche oder dergleichen gesteckt haben) und allseitigeKenntnisse, die einem das ordnungsgemäße Leben leben und weise Entscheidungen treffen helfen.

Natürlich braucht man heute weder einen Pferd, noch einen Tazi, noch einen Steinadler zu besitzen. Die Zivilisation und das städtische Leben legen neue Regelungen und Vorschriften fest. Diese Tradition ist aber aufbewahrt! Oft sind das die angestammten Berkutschi, Jäger und Reiter. Dank ihnen und ihrem Engagement gibt es z. B. der Nationale Sportverband Kasachstans, der auch die Beizjagd umfasst. Dabei werden die Falknerfestivals und -seminare, ethnische Feierlichkeiten, Kunstsymposien veranstaltet und die Sportarten gefördert, die mit Pferden verbunden sind, wie Baiga, Kokpar und Kyz-Kuu. Dadurch können auch Sie die nomadische Kultur des kasachischen Volkes so gut wie anfassen. Sie müssen sich nur dafür entscheiden, was Ihnen am Herzen liegt. Und so kann Ihre Reise anfangen!