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Wie kann man Beizvögel zähmen?

  • Nomadische Kultur
  • Kulturelles Erbe

Einen Vogel zu zähmen, ist eine schwere Unternehmung

Sensationell sehen Berkutschi, wie man in Kasachstan die Adlerjäger nennt, oder Falkner mit ihren Greifvögeln zu Pferde aus. Schlanke und wohlgebaute Männer und Frauen in Trachten sind wirklich eindrucksvoll. Dabei raubt dem Publikum den Atem, wie meisterhaft der Beizjäger oder die Beizjägerin mit dem Vogel umgeht, wie ein riesiger Steinadler die Beute fängt oder ein Falke frei über die Steppe ringholt und dann auf den Unterarm der/des Kussbegi wieder landet. Kussbegi nennt man in Kasachstan die Experten in Zucht und Abrichtung von Beizvögeln wie Steinadler, Falken und Habichte. Diese schöne Kunst bedeutet aber beharrliches und oft auch langjähriges Training. Einen Vogel zu zähmen, ist eine schwere Unternehmung.

Aus der Geschichte

Die Jagd mit speziell trainierten Tieren wie Windhunde, Geparde oder Greifvögel werde seit mehreren Jahrtausenden in der eurasiatischen Steppe praktiziert. Das sei durch zahlreiche archäologische Funde und alte Manuskripte über das Leben von Nomaden belegt, so der Jagdbiologe und Heimatforscher Asylkhan Artykpaev in einer seiner Publikationen zum Thema Beizvögel. Allmählich habe sich diese Jagdart unter den Adelsfamilien in Europa und Asien durchgesetzt. Im Mittelalter sei das Jagen mit Jagdtieren zur edlen Beschäftigung im Kontext des Hoflebens in Europa, Persien, Indien und China geworden. In Kasachstan sei die Jagd wiederum von Erwachsenen, hauptsächlich im mittleren und älteren Alter, aus allen Familien und Stämmen auch in frühen Zeiten ausgeübt worden.

Die Beizvögel seien immer hoch geschätzt worden. Steinadler und Falken haben als heilige Vögel gegolten. Die Beizjäger seien auch keine zufälligen Menschen gewesen.

Früher wurden die Nestlinge zum Abrichten als Beizvögel der freien Natur entnommen. Die Horste wurden von der Eiablage an überwacht. Die künftigen Jäger wohnten praktisch in der Nähe von Horsten, bis die Jungtiere flugfähig sind. Es gab genug Zeit, die biologischen Gegebenheiten und Gewohnheiten der Greifvögel vor Ort zu erlernen. Kussbegi kannten, dass ein Vogel nur unter dem elterlichen Flügel passieren gut entwickeln kann. So versuchten sie immer, die Ästlinge austzhorsten, bevor sie den Horst verlassen.

WichtigerSchritt: Menschengewöhnung

Beim Abrichten musste der Vogel zuerst an den Menschen gewöhnen und zutraulich werden. In den ersten Tagen musste der Jäger fast die ganze Zeit mit dem Vogel verbringen, ohne ihn zu verlassen. Während dieser Zeit musste der gefangene Vogel auf einem sogenannten Yrgak, einer Schaukel, die in der ersten Trainingsphase verwendet wurde, sitzen. Dabei ließ man den Vogel nicht einschlafen und streichelte leicht ab und zu seine Brust. Auf Dauer gewöhnte sich der ermüdete Vogel allmählich an den Menschen.Was macht man heute, um Beizvögel zu zähmen? Heutzutage ist es strengstens verboten und strafbewehrt, einen Jungvogel zu fangen bzw. aus dem Nest zu nehmen. Alle Vogelarten, die für die Jagd eingesetzt werden können, stehen in Kasachstan auf der Roten Liste.Heute können Sie die jungen Steinadler, Falken oder Habichte bei zertifizierten Züchtern aus Europa und Russland anschaffen. Ein Zuchtzentrum befindet sich auch in Kasachstan.Also das ist eine gute Frage, ob es einen Unterschied zwischen Jungvögeln aus der Natur und einer Zuchtfarm gibt? Die gegenwärtigen Kussbegi erwidern einsilbig: Keine. Jeder Vogel hat einen so zu sagen genetischen Bezug zu Freiheit und Angst vor Menschen. So ist die Eingewöhnungsphase auch für gezüchtete Vögel wichtig.So wird die Zähmung der Vögel vom Vizepräsidenten der Falknervereinigung Burkytschy beim Nationalen Sportverband Kasachstans und stellvertretenden Präsidenten der International Association for Falconry and Conservation of Birds of Prey (IAF) für Zentralasien und Kasachstan, Bakhyt Karnakbaev, für den die Beschäftigung mit Beizvögeln aus einem Hobby zur Lebensweise geworden ist, beschrieben: Die Beizvögel werden im Alter von ca. drei Monaten aus der Zucht genommen, wenn sie bedingt flugfähig und futterfest sind. Die Greifvogelarten brüten im März oder April (das gilt für Kasachstan, Russland und Europa, in Afrika und Argentinien sind das andere Termine), so können die Jungtiere im Juli und August relativ gut fliegen und beginnen zu jagen.

Während des ersten Monats muss man den Vogel überall mitnehmen. In Falknersprache heißt das anfängliche Abtragen, damit der Vogel sich an den Menschen gewöhnt. Der Greifvögel ist mindestens drei bis fünf Stunden täglich auf dem Arm zu halten und nur von der behandschuhten Hand zu atzen, also auf einem Handschuh zu füttern, sodass der Mensch und sein Handschuh mit der Nahrung für den Vogel in Verbindung gebracht wird. Dazu gehört auch, das Gleichgewicht zu halten. Ein satter Vogel geht nicht auf die Jagd. Verhungern darf er auch nicht, sonst kann er nicht fliegen, ganz zu vergessen, die Beute greifen. Die richtige Kondition aufrechterhalten muss man zuerst lernen. Die Hilfestellung muss hierbei unbedingt von erfahrenen falknerischen Mentorn/innen geleistet werden.

Nun geht es auf die Jagd!

Wenn sich dann der Vogel schon ruhig am Unterarm sitzt, sich atzen und streicheln lässt, die Stimme des Falkners kennt (na ja, Sie müssen sich die ganze Zeit mit Ihrem Beizvögel unterhalten), können Sie mit der Atzung aus einer Entfernung von 30 bis 50 cm anfangen. Dabei muss man dem Vogel beibringen, ein Stück Fleisch aus dem Handschuh zu nehmen. Am ersten Tag muss der Vogel so aufgeatzt werden. Am nächsten Tag darf der Abstand bis zu einem Meter vergrößert werden. Der Vogel muss also ausgebildet werden. Schließlich beträgt die Entfernung bis vier hundert Meter.Sobald der Vogel den Falkner gut kennt, beireiten und angelockt werden kann, kann man auch gleichzeitig anfangen, den Vogel einzujagen. Dafür braucht man einen Zubehör wie Taubenflügel oder Hasenfell mit einem Stück angehängten Fleisch. Danach benutzt man diese Hilfsmittel zum Einholen und Trainieren des Beizvogels. So wird beispielsweise dieses Hasenfell am abgehaubten Vogel (eine Haube nimmt dem Vogel kurzfristig die Sicht) mit einem Seil vorbei geschleppt. Der Vogel reagiert auf die Bewegung und greift an.Das Abtragen hängt auch davon ab, womit man sich einlässt. Der Steinadler ist ein schweres, wuchtiges und gefährliches Tier. Bei Habichten oder Falken sollten andere Aspekte mit einbezogen werden. Jede Vogelart braucht ein besonderes Training. 

Ein Beizvogel ist kein Hund, so muss man mehr trainieren

Für das Abtragen muss man immer beim Vogel sein. Am besten wäre es, wenn man auf dem Lande wohnt.

So verrät uns Bakhyt Karnakbaev mehr:

Ein Beizvogel ist ja kein Hund. Wenn der Letzte einmal erzogen wird, vergisst er diese nicht. Mit dem Vogel müssen Sie jedes Jahr trainieren. Die Jagdzeiten dauern nur vom November bis Januar. Das ist nicht so lange. Dann muss der Vogel bis zum nächsten Jahr gute Atzung bekommen, sodass er das Maximum an Vitaminen erhält, die Mauser ohne Grimalen verläuft, was eigentlich 5 bis 6 Monate dauert. Nach der Mauser, also im August oder September, muss der ganze Prozess wiederholt werden. Der Vogel muss auf dem Arm sitzen, trainiert werden und so weiter.

In der Tat, gewöhnt sich der Vogel an Wohlbefinden, wenn er während des Jahres versorgt wird, und will nicht auf die Jagd, wenn Sie nicht mit ihm trainieren! Ein Beizvogel muss wie ein gutes Vollblutpferd, das an Pferderennen teilnimmt, in die sportliche Kondition gebracht werden. Den größten Teil des Jahres füttert und pflegt man seinen gefiederten Freund. Da der Vogel intelligent ist, braucht man dann ein paar Monate (manchmal mehr) für das Training und danach kann man wenige Monate die Jagd genießen.

Da ein Beizvogel teuer ist und die für die Falknerei genutzten Arten in erster Linie staatlich geschützt sind, sollten Fehler bei der Haltung und Training minimiert werden. Dies ist möglich, wenn der Mensch dieser Idee wirklich gewidmet ist. Wenn man sich damit immer und nicht nur gelegentlich beschäftigt. Und natürlich eine/n Mentor/in hat.

Wiedergeburt der Tradition

Die Erhaltung der Tradition der Beizjagd ist heute auch von der Regierung Kasachstans gefördert. In meisten Regionen des Landes ist sie leider vergessen. Früher gab es erfahrene Falkner in jedem Aul. Nun ist es mehr die Attraktion. Deswegen wurde die Falknervereinigung Burkytschy beim Nationalen Sportverband Kasachstans gegründet. Überall in Kasachstan werden auch die Landesverbände organisiert. Die Experten der Vereinigung vermitteln allen Interessenten die Grundkenntnisse im Bereich der Haltung und Pflege der Greifvögel sowie erklären viele Einzelheiten, z. B. warum die Vögel anzubinden sind oder wo sie aufzustellen sind.Beim Falknerlehrgang gilt es, zu verstehen, ob man sein Leben mit einem geflügelten Raubtier verbinden möchte.

Wo können Sie die Beizvögel beobachten?

Inzwischen finden viele Festivals sowie Wettbewerbe in Beizjagd in Kasachstan statt. Natürlich sind sie sowohl für die Einwohner Kasachstans als auch für ausländische Reisegäste interessant und attraktiv.Die größten Festivals können Sie am Ilantau neben dem Dorf Nura im Gebiet Almaty und bei Kansonar im Gebiet Aqmola besuchen. In der Regel sind die Jagdwettbewerbe heute eher eine Show. Als Beute für Beizvögel werden ausgestopfte Felle verschiedener Tiere, die sogenannte Bälge, verwendet. Die Übungsflüge sind auch sehr schön. Sie zeigen die Interaktion zwischen dem Menschen und dem Vogel wie z. B. Бүркiттi қолға шақыру (Anlocken), wenn der Beizvogel von seinem Besitzer oder seiner Besitzerin auf die Faust aus der bestimmten Entfernung zurückrufen wird, oder Ерiктi ұшу (freie Folge), wenn der Adler auf Wild geworfen und dann wieder zurückrufen wird.Die Wagemutigen können auch an einer wirklichen Beizjagd teilnehmen. Das gehört aber zum Sonderangebot. Sie können aber jederzeit Ihr Reisebüro kontaktieren. Die Teilnahme an einem in der Regel kostenfreien Festival oder einer besonderen Reisetour lohnt sich auf jedem Fall!